Episode 09

Ich muss wohl nachgeben

Schön, was wir alles erreicht haben. Soviel wie in den letzten Monaten habe ich seit einem Jahrzehnt nicht mehr gemalt. Aber, wir dürfen nicht vergessen, es gab ja von meiner Helferin klare Ansagen, wie es mit den Pink Ponycorns weitergehen sollte. Ihre Wünsche waren ganz klar: mehr Cybots!

 

Diese Modelle sind aber nicht so ganz billig. Klar, kein Vergleich mit dem Knight, aber trotzdem. Nachdem die Ponycorns vor allem ein Spaßprojekt sind, möchte ich die Kosten einfach in Grenzen halten. Man kann hin und wieder einen Cybot auf ebay für unter 10 Euro kriegen. Je nachdem wie man das mit dem Porto deichselt zumindest. Also in einem Bündelpaket kann es klappen. Und so ergatterte ich mal hier einen für etwa 7 Euro. Schon mal gut. Was ist denn in diesem Fall mit Chaos- oder Orkfahrzeugen, die man von ihren Dämonen befreit? Beim Land Raider hat das prima geklappt und Geld gespart.

 

Immerhin sieht man wirklich überall diesen Hellbrute aus der einen Starterbox. Aber zumeist für 15 Euro, z.T. auch für 12,50. Ist mir aber immer noch zu heftig. Dafür, dass da Arbeit reingesteckt werden muss, ist das noch zuviel. Ha, da hat einer gleich mehrere davon. Nach Preisvorschlag und Gegenvorschlag kriege ich mehrere dieser Monster für 8 Euro das Stück. Das hält mich eine Weile beschäftigt und meine Helferin zufrieden.

 

Nachdem DHL die Dämonenmaschinen in meine Einflusssphäre geschafft hat, bin ich allerdings weniger zuversichtlich, dass es mir gelingen wird aus diesem Monster einen treuen Gefolgsmann des Imperators zu machen. Es war abzusehen, dass es mir der Dämon nicht leicht machen würde, aber dass GW ihn dabei derart unterstützen würde, hätte ich nicht gedacht.

 

Das Modell besteht nicht wie ein normaler Cybot aus Beinen, Rumpf und einzelnen Armen, die man gegeneinander posen kann. Vielmehr ist das ein Kleinkindersteckspielzeug an dem man nix (nada, njente, nichevo njet) posen kann, da ist alles fix. So eine Scheiße! Was haben die sich denn dabei gedacht. Das heißt, wenn man zwei davon hat, stehen die exakt gleich da. Ein dynamisches Modell ist ja schön, aber so wenig Flexibilität ist ja ein Rückschritt ins letzte Jahrhundert. Und ich hab mir auch gleich mehrere von diesen Teilen besorgt!

 

Tja, da muss ich jetzt wohl durch. Zwacke zuallererst mal alle Tentakel, Hörner und Zacken ab, stecke das Ding dann zusammen und mache mich an die mühselige Aufgabe die Spikeornamente entlang der Kanten aller Innenflächen wegzufeilen. Dann kappen wir noch die hässlichen Zehennägel, Pediküre muss manchmal sein. Die Front wird komplett ersetzt durch eine Cybotfrontplatte aus der Bitzbox. So weit schon mal ganz gut. Jetzt kommt die Säge, also nicht die große Kreissäge (obwohl? Nein, Spaß beiseite), sondern die kleine Stiftsäge. Ich teile den Cybot also in die Teile, die er gefälligst sowieso haben sollte. Daher Arme nah am Körper ab und dann den Oberkörper von den Beinen und der Hüfte trennen. So sollte das sein!

 

Und jetzt mildern wir das Chaosaussehen der Einzelteile weiter ab. Punkt 1: Wir tauschen Energieklaue und Multimelter, die gehen jetzt an einen „normalen“ Cybot, der dafür wiederum seine Arme spendet um den Hellbrute zu normalisieren. Quasi eine Implantation von gesundem Spendergewebe. Trotzdem sehen viele Abschnitte des Hellbrute noch zu fleischig aus. Ist mir klar, dass sich die Designer da viel Mühe gegeben haben, aber es geht bei diesem Hobby ja auch um das Umsetzen eigener Vorstellungen. Also weiter feilen und schnitzen. Besonders an den Gelenken ist es schwer das Fleisch zu kaschieren. Daher zu Punkt 2: Ich überklebe die einfach. Rundschilde sind perfekt für das Technisieren eines Scharniergelenkes. Auch der Brute-Körper kriegt noch etwas zusätzliche Verkleidung. Kleine Plastikplatten an den Beinen, vor allem aber zwei halbe Stücke dickes Elektrorohr, die seinen Rücken kastiger erscheinen lassen. Der Körper wird etwas begradigt, auf die Beine gesetzt und der Übergang wieder mit zusätzlichen Platten kaschiert.

 

Nach all dem Gemetzel und Transplantieren darf man jetzt nur nicht vergessen, dass das ja Pink Ponycorn Cybots werden sollen. Also greifen wir in unsere Bitzbox und ziehen zwei Pferdeköpfe heraus. Ja super, das eine ist der Kopf eines Chaospferdes, Verwirrung perfekt, außerdem hat der schon ein Horn. Also den kriegt der „normale“ Cybot. Wobei mit der neuen erhobenen ehemaligen Chaosklaue wirkt der gar nicht mehr so normal. Apropos Chaosklaue, da die nun zu einem normalen Cybot gehört, braucht die noch eine kleine Fernwaffe. Ich tackere schließlich einen Flamer dran, also besser ich klebe, tackern würde scheiße aussehen. Der Pferdekopf kommt hier mitten auf die Frontplatte.

Bei dem Hellbrute möchte ich den Kopf anders positionieren. Immerhin habe ich extra eine Frontplatte für den gesucht, die will ich jetzt nicht mit dem Kopf verdecken. Außerdem hat der Kopf, den ich für den Kollegen habe, eine andere Krümmung, an die Frontplatte angebracht würde er nur in den Boden starren. Also kommt der Kopf letztendlich obendrauf und kriegt noch ein Messer als Horn (da gab es in Scrubs eine nette Diskussion nach dem Motto „Nein, er ist ein Pferd mit einem Schwert auf dem Kopf – Alter, das ist ein Einhorn“). Außerdem nicht vergessen, alle Veteranen der Pink Ponycorns sind Allmighty Alicorns. Flügel her. Die für den ehemaligen Hellbrute stiftet ein Dark Angels Captain. Mann, an den Helmen sehen die echt affig aus, aber so am Cybot sind die ganz OK. Der chaotisierte Normalcybot erhält seine Flügel von Dark Angels Bikes. Das sieht echt schick aus! Die Konstruktion werde ich in Zukunft garantiert nochmal verwenden.

 

Soweit so gut. Also, kleine Kollegin, bitte grundieren. Gesagt getan, da es sich um Cybots handelt, ist sie mit Elan dabei. Allerdings herrscht gerade etwas Farbenknappheit und der vormalige Hellbrute bekommt einen etwas anderen Grundton. Das sieht man am Endprodukt doch ganz deutlich. Aber alle Ponycorns variieren etwas in ihrem Ton. Das ist durchaus gewollt und bringt farbliche Dynamik. Sonst wäre nachher alles ein rosa Brei. Verglichen mit den anderen Modellen passt der immer noch gut ins Spektrum. Und so wurde der Orden für 15 Euro um zwei Cybots erweitert. Am Kommentar an meiner Seite entnehme ich, dass die neuen Cybots für gut befunden wurden, aber wohl immer noch nicht die letzen sein werden. Außerdem wird der Ruf nach weiteren großen Modellen laut, etwa noch ein Knight. Aber nachdem ich dieses Mal nachgeben musste, kann ich mich die nächsten Male zuerst um das Basis-Geschäft kümmern.

Schwester Aurora, wie kann ich Euch helfen?“ Freundlich wie immer fiel die Begrüßung aus. „Ich habe eine vage Idee, bin mir aber über die konkrete Umsetzbarkeit unschlüssig. Ich suche Inspiration! Daher würde ich gerne den Bericht von Schwester Parissa lesen. Ihr wisst, welchen ich meine.“ Eine gewisse Freude war im Gesicht der Bibliothekarin zu sehen.

 

„Ein Klassiker, wartet hier. Wollt Ihr ihn mitnehmen?“. Ihre Augen strahlten regelrecht und ihr erfreutes Lächeln war sehr ausgeprägt.

 

„Nein, ich setze mich und lese es gleich hier.“

 

Bericht Schwester Parissa: Seit Wochen gingen wir jetzt durch diese Routine, aber heute würden wir Fortschritte machen. Ich betrat die zweitunterste Ebene, meine Schicht würde gleich beginnen und dann würden wir zur Tat schreiten. Als ich mich der Kammer näherte, konnte ich bereits durch die geschlossene Tür das Gebrüll hören. Ich atmete tief durch, öffnete die Tür und betrat die Kammer. Der Lärm war unbeschreiblich. Nur ein Dämon war in der Lage solche Geräusche zu erzeugen. Er war in schwere Ketten gelegt. Sein metallener Körper wurde außerdem von starken Klammern gehalten, wobei „sein“ hier nicht ganz richtig war. Immerhin hatte er hier etwas genommen, was ihm nicht gehörte. Auch „sein“ linker Arm wurde von massiven Klammern gehalten. Diese Konstruktion, die den Arm in einer horizontalen seitlichen Ausrichtung fixierte, war erst gestern, zum Ende meiner letzen Schicht angebracht worden. Nicht ohne Mühen.

 

Ich trat vor den Dämon hin und offenbarte ihm, dass wir heute beginnen würden ihn auszutreiben, um das, von dem er Besitz ergriffen hatte, wieder zu befreien. Die Fratze spuckte ätzenden Geifer. Ich blinzelte nicht einmal. Mein Schirmfeld hatte die Säure problemlos abgewehrt. Es würde ihm alles nicht nützen!

 

Meine Schwestern waren gut instruiert worden. Die reinigenden Feuer umgaben die Kreatur und die geheiligten Ketten nahmen ihm jede Bewegungsmöglichkeit. Nun rollten meine Schwestern die Säge in den Raum. Eine riesige Apparatur dominiert durch ein gewaltiges Sägeblatt mit Hunderten von Zähnen. Unsere Eldarverbündeten hatten diese Zähne gefertigt. Monomolekulare Schneiden an jedem einzelnen Zahn. Zusätzlich war jeder Zahn mit Ritualen der Segnung versehen worden um das Dämonische weiter zu strafen. Das gesamte Blatt wurde darüber hinaus vom Generator einer Cybot-Energiefaust in ein Feld gehüllt, dass die Wirkung jeglicher Panzerung unwirksam machen würde.

 

Es war so weit; wir stimmten die Hymne der Austreibung an und auf mein Zeichen wurde die Säge angesetzt. Der Dämon brüllte umso heftiger und versuchte seinen mechanischen Arm aus der Halterung zu befreien. Doch die Klammern hielten ihn. Die Säge drang nun ein, es dauerte nur wenige Minuten und wir hatten den mechanischen Arm vom Sarkophag getrennt. Sofort schossen kleine Tentakel aus der offenen Stellen des Sarkophages und versuchten den Arm wieder an den Korpus zu ziehen, doch mit gesegneten Flammenpistolen konnten wir den Tentakeln Einhalt gebieten. Der Arm mit der schweren Energieklaue war dem Monster entrissen worden.

 

Ich gab Anweisungen. Es musste verhindert werden, dass der Dämon anstelle des Armes eine neue Struktur formte. Außerdem galt es bald weitere Teile der höllischen Kreatur zu entreißen. Ich begleitete dann aber die Schwestern, die den Arm in den Nebenraum brachten. Wir machten uns daran die einzelnen Bauteile der schweren Mechanik auseinanderzunehmen. Mit Säuren und Brennern entfernten wir Reste des dämonischen Fleisches. Nach Stunden war es uns gelungen einige der mechanischen Finger vollständig vom Höllenfleisch zu befreien. Keine Anzeichen von Besessenheit an diesen Bauteilen mehr! Das ließ mich hoffen! Nach Wochen der Anstrengung endlich ein winziges Zeichen, dass meine Bemühungen in der Tat zu einem Ergebnis führen könnten. Wir könnten es schaffen aus einer Dämonenmaschine wieder einen Cybot zu machen! So sehr mich diese Feststellung freudig erregte, spürte ich meine Erschöpfung und ich verließ den Raum, ließ nach meiner Ablösung schicken. Ich brauchte Schlaf. Bericht Pause, wird fortgesetzt.“

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