Episode 02

Ich brauch einen Hut

Gut, nach der aufregenden Gründung eines neuen Ordens, der Pink Ponycorns, müssen wir nun den Grundbestand festigen. Ein Trupp Standard Marines ist ja ein guter, wenn auch kleiner Anfang, aber es muss ja irgendwie weiter gehen. Wie schon gesagt, Normalos gehen mir etwas aus, ebay hat noch nicht nachgeliefert. Was ist die Alternative zu Normalos? Scouts!

 

Und tatsachlich, es finden sich einige alte Scouts. Muss jetzt aber auch schnell gehen, meine kleine Helferin ist schon ungeduldig. OK, wohl keine Zeit die alte Farbe im Acetonbad zu entfernen, dann muss es eben so gehen.

 

So, Scouts also. Blöd, die haben ja gar keinen Helm; wo soll denn da das Horn hin? Ohne Horn sind sie irgendwie keine Pink Ponycorns. Pink kriegt man sie ja. Wenn man ihnen das Horn einfach so auf die Stirn klebte (Ha! Konjunktiv!), schreit das quasi „Chaos, Chaos“. Das wollte ich ja gerade nicht. Tja, eigentlich doch klar. Die Jungs brauchen eine Kopfbedeckung. Wer den Spaß der Armee (sprich: Bundeswehr) hinter sich gebracht hat, weiß natürlich um die Wichtigkeit einer solchen Gerätschaft. Eigentlich interessant, dass den Kämpfern des 41ten Jahrtausends das nicht bewusst ist.

 

Gut, es braucht also was auf den Kopf. Am besten was, was (oh grausame Satzkonstruktion!) sich recht einfach umbauen lässt und in ausreichender Menge verfügbar ist. Hmm... Bei Warzone gab es so Erste-Weltkrieg-Style-Tellerhelme. Davon sollte ich noch einige rumliegen haben. Machen wir doch mal einen Versuch.

Die hätten den Vorteil, dass man einfach die Frisur der Scouts abzwacken kann (Seitenschneiderfrisörtechnik) und den Tellerhelm drauf packt. Das sieht vor allem bei dem coolen Scout mit dem Geordie-La-Forge-Gedächtnis-Visor gut aus. Alternativ kann man den ganzen Kopf entfernen und die Warzone-Gasmaske mitnehmen. Ja, jetzt können gerne alle Hardcore-GW-Fans aufschreien. Frevel, Warzone und WH40K, das ist doch wie Materie und Antimaterie! Muss man sich wundern, dass sich die Miniaturen nicht in einer gewaltigen Explosion auflösen. Mir ist dieser Purismus aber zuwider. Es muss halt vor allem optisch passen. Und das tut es hier.

Klugscheißexkursion: Eine Ferienjoberfahrung als Maler steigt vor meinem geistigen Auge auf, wichtigste Lektion: Es muss nicht gerade sein, es muss gerade aussehen. Wer das nicht glaubt, sollte sich mal mit der Architektur der Akropolis, vor allem der Säulen auseinandersetzen. Exkursion Ende.

 

Also zurück, ich finde die Helme passen absolut super. Und das heißt die Jungs kriegen endlich ihre Hörner. Wieder los zum Malen. Grundiert von meiner Helferin (ist das eigentlich illegale Kinderarbeit?). Wird aber schnell etwas aufwändiger als die Normalos. Den Stoff machen wir einfach mit Highlight gezielt heller, bis ins leichte Weiss. Und Gesichter. Hier rächt sich jetzt, dass ich die nicht doch vorher azetoniert haben. Die alte Farbe überdeckt einige der Gesichtsdetails. Sei es drum, nicht das schönste Gesicht aller Zeiten, aber habe schon Schlimmeres gesehen. Gut, jetzt haben wir also auch einen Stil für die Scouts gesetzt.

Damit haben wir schon zwei Standardauswahlen (Gibt es das eigentlich so noch in den neuesten Editionen? Mann, wir sind alt geworden!), ein Cheffe fehlt halt noch. Was schnelles, kurz und schmerzlos muss her. Ein Terminatorsergeant, ja, der kann als Notfallcaptain herhalten. Ist eines der, von unserer Warte aus, neueren Modelle, yo egal. Oh Mist, wieder die gleiche Kacke, der hat ja auch keine Kopfbedeckung. Und dann noch Glatze; der wird mal ganz fiese Altersflecken kriegen mit der Kopfhaut immer ungeschützt in der Sonne. Aber so ohne Helm im Gefecht wird der wohl eh nicht alt. Ach Quark, bloß nicht darüber meckern. Immerhin sind die helmlosen Chefs irgendwie so was wie das letzte Quentchen Humor bei den Space Marines. Naja, zumindest bei denen, die nicht Rosa sind und den My Little Pony Figuren nacheifern.

Nun aber zurück zum Problem, wohin mit dem Horn? Ja, an die Rüstung geht doch, einfach direkt über dem Kopf. Das spendet auch wenigstens ein bisschen Schatten. Dann kriegt er noch ein Rückenbanner, das einen Flügel andeutet; ja, nicht verwirrt sein. Erklärung kommt gleich. Ansonsten taugt der mir so. Also wiederum übergebe ich den Kameraden den fähigen und auch schon etwas erfahrenen Händen meiner Chefgrundiererin und erhalte in kurzer Zeit einen violettisierten Captain zurück. Weiter mit der üblichen Taktik, blaue Tusche, rosa Trockenbürsten, Gold, schwarze Tusche, Gegenkorrigieren.

 

Bei uns herrscht dabei übrigens grundsätzlich das in der Wissenschaft etablierte Peer-Review-Verfahren: jede Figur wird von unabhängigen erfahrenen Malern begutachtet und Mängel angesprochen; diese müssen dann erst korrigiert werden, bevor es weitergehen kann. Das führt gerne zu Dialogen wie: „Hier, schau bitte nochmal, ich hab den roten Punkt übermalt.“ – „Nee, den meinte ich aber gar nicht, sondern den hier.“ – „Mist, jetzt habe ich wieder beim Korrigieren zu weit ins andere rein gemalt....“. Nach der Begutachtung und ausreichender Trockenzeit zwei dünne Schichten Coat, fertig.

 

Gut, wir haben jetzt also auch noch Scouts und einen Terminator. Wir brauchen mehr Namen um unser Ponythema zu unterstreichen. Und, im Geiste von Stan Lee, braucht es natürlich Alliterationen. Zuerst die Scouts. Die sind ja sozusagen noch kleiner, kleiner als Ponies. Wer irgendwo kleine Mädchen im Umfeld hat sollte wissen, was aussieht wie My Little Pony aber kleiner ist: Filly. Das heisst aber auch junges Pferd, wird allerdings eigentlich nur für weibliche verwendet. Trotzdem 'Fighting Fillies' ist ein geiler Name für die Scoutkompanie und spielt wieder auf die generelle Unfassbarkeit der Farbe Violett an (und auf den Hermaphrodit als archetypisches Symbol, siehe Episode 1).

 

Nun zu den Terminatoren. Bei My Little Pony gibt es auch interessante Abstufungen. Ja, das kann man ruhig wissen, das schadet nicht. Hier gibt es auch Normalos, dann gibt es Pegasusse, ähm Pegasi, Pegasoi, ach scheiß drauf, Ponies mit Flügeln halt, dann Einhörner, und dann gibt es die Super-Überflieger, die sowohl Flügel als auch Hörner haben. So etwas wird im Englischen Alicorn genannt (auch wenn man wunderschöne Diskussionen zum Sinn und Unsinn dieses Begriffs finden kann). Da Alicorne die Superchampions sind, integrieren wir das entsprechend für unsere Pink Ponycorns. 'Allmighty Alicorns' sind alle Chefs, Cybots und Veteranen. Daher tragen die neben dem Horn auch noch Flügelsymbolik.

 

So, das hat uns doch jetzt merklich voran gebracht. Immerhin haben wir somit eine kleine Streitmacht, die zumindest in einigen der älteren Editionen schon legale Zusammensetzung hätte, wenn auch noch nicht viele Punkte. In Episode 3 gehen wir mal ein größeres Modell an.

Fortsetzung Bericht Juvenus: Die Pink Ponycorns. Kein Name, den ich erwartet hätte. Noch auf dem Weg zu unserem Transportmittel gibt mir der Sergeant erste Auskünfte. Der Name des Ordens ist seiner Auskunft nach stark von der Kultur des Planeten geprägt. Der Planet, Equus Secundus, weist auf dem Hauptkontinent weite Steppen auf. Riesige Herden von Pferden ziehen über diese Ebenen und prägen viele kulturelle Spielarten der Gesellschaft. Jährliche Spiele werden abgehalten. Dabei spielt Geschicklichkeit eine große Rolle. Daher sind Ponies besonders wertvolle Reittiere.

 

Als seltene und besonders wertvolle Farbvariante gelten dabei rosafarbene Ponies. In der mystischen Tradition des Planeten spielen pferdeverwandte Fabelwesen eine große Rolle. Um nun all dieser Traditionen Rechnung zu tragen nannte man den auf diesem Planeten gegründeten Orden Pink Ponycorns.

 

Das machte also durchaus Sinn, bleibt für mich aber etwas befremdlich. Ich frage weiter. Der Orden hat sich von den Eisernen Engeln abgespalten. Ich kenne diesen Orden nicht. Ich frage nach der Mannstärke. Man schaut mich verwundert an und erzählt: Der Orden hat mit etwas über 200 Brüdern begonnen. Nichts anderes als eine hier abgestürzte Einsatzmacht der Eisenengel. Als man nach Jahrzehnten vom Orden wieder gefunden wurde, stellte man entsetzt fest, dass die hier Gestrandeten für tot gehalten und „ersetzt“ worden waren. Man könnte die etwas über 200 Brüder nicht ohne weiteres wieder aufnehmen. Man untersuchte die Gen-Stabilität der heimischen Bevölkerung und befand sie für besonders gewährleistet. Eigentlich für ungewöhnlich stabil. Ich spürte, dass der Sergeant mir nicht alles erzählte. Ich würde diesbezüglich später nachbohren müssen, hörte aber weiter zu. Man gründete also einen neuen Orden, vereinbarte aber mit dem Mutterorden in Kontakt zu bleiben. In wenigen Jahren erlangte der Orden Sollstärke, so der Sergeant, auch wenn mir das unwahrscheinlich erschien. Seither habe der Orden immer genau 1000 Mann umfasst. Auch das erschien mir seltsam. Es gab hier auf jeden Fall ein Geheimnis. Bericht Pause, wird fortgesetzt.“

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